(…) Ich habe Lust auf ein Projekt, das über die nächsten Wochen wächst. Vielleicht gibt es (Spiel-)Regeln, ein (Spiel-)Feld, das Ergebnis ist aber offen. 24.03.2023
Diese Arbeit ist ein plastisches Tagebuch der letzten Monate.
Es gab vom ersten Moment an ein Grundprinzip für die Entstehung meiner Klötze:
(Und das gab es, ohne, dass ich es mir vorher überlegt habe. Es ist einfach entstanden. Ohne, dass ich wusste, dass es der Ursprung meiner bildhauerischen Abschlussarbeit ist.)
Ich nehme intuitiv eine Menge Ton, die sich gut in meiner Hand anfühlt (die Farbe des Tons ist die, die sich gerade anbietet).
Diese forme ich, nur mit meinen Händen und einem festen Untergrund, zu einem Quader.
Ich füge mittels eines geraden Gegenstandes (meist einem kleinen Metall-Spachtel) zu den Kanten orthogonale Einschnitte hinzu. Diese nenne ich die grafischen Einschnitte.
Dann stelle ich die entstandene Skulptur hochkant bei Seite.
Von da an trocknet sie an der Luft.
Der Prozess wiederholt sich direkt mehrmals. Die Gruppe wächst.
Das mache ich solange, wie ich Ruhe und Lust habe. Während dessen tue ich einfach nur das.
Wenn nach einigen Tagen eine größere Gruppe durchgetrocknet ist, brenne ich diese im Keramikofen.
Sobald ich sie aus dem Ofen hole, sind die einzelnen Plastiken wirklich fertig.
Diese Klarheit, Direktheit und Einfachheit habe ich genossen. Es entwickelte sich so, dass ich tatsächlich bis zum letzten Tag nach oben beschriebenem Grundprinzip weiter arbeitete, also eben sehr viele Klötze baute. Und dass ich auch keine Pläne darüberhinaus für meine Abschlussausstellung entwickelte.
Ich kümmerte mich um einen eigenen, nicht zu großen, quaderförmigen Ausstellungsraum mit Außenbezug und viel Tageslicht.
Dort brachte ich alle Klötze am Vorabend der Ausstellung hin und stellte sie intuitiv auf.
Dann gab es noch die Frage mit dem Titel… auf der Anmeldung zur Masterarbeit steht die wesenhafte Architektur – na ja. Ich habe mich entschieden, das auch nicht mehr zu verändern, es als Arbeitstitel zu diesem Zeitpunkt zu betrachten. Die Arbeit ist schließlich auch irgendwie architektonisch und es gibt vielleicht auch Wesen.
Ich habe mich schließlich sehr bewusst entschieden, der ausgestellten Arbeit keinen Titel zu geben. Ich wollte, dass sie frei und sehr pur da steht. Dass die betrachtenden Personen ihr offen begegnen. Und sich so ganz eigene Assoziationen bilden. Das fühlt sich auch bis jetzt sehr ehrlich an. Denn auch für mich stellen die 392 Klötze keine klare und feste Sache dar. Für mich können sie Vieles sein, auch immer wieder etwas anderes. Eine Frage des Lichts, des Raumes, der Anordnung, der Gesellschaft, der eigenen Stimmung, der Perspektive, der Zeit.
Es ist ein Projekt entstanden, das über die vergangenen Wochen gewachsen ist. Es gab (Spiel-)Regeln, ein (Spiel-)Feld und das Ergebnis ist offen geblieben. (heute)